Tierschutz Norm

Präambel

Tierversuche für kosmetische Produkte sind seit 2004 in Deutschland verboten. Dazu kam ergänzend mit der europäischen Kosmetikverordnung in 2013 das europaweite Verbot von Tierversuchen für kosmetische Produkte hinzu.

Um die vielen Firmen, die sich besonders zum Schutze des Tierwohl einsetzen, den Tierversuchs-Verzicht und weitere Kriterien des Tierschutz strikter als die Kosmetik-Verordnung anwenden und um Schwachstellen in der geltenden Gesetzgebung und durch europäische Rechtsprechung auszugleichen, haben sich ICADA-Mitglieder zur Veröffentlichung einer Norm für Tierschutz in Zusammenhang mit

  1. kosmetischen Produkten
  2. Rohstoffen für kosmetische Produkte

und ein Qualitätszeichen, das die Einhaltung dieser Norm auf den betreffenden kosmetischen Produkten und Rohstoffen kenntlich macht, entschlossen.

Darüber hinaus soll das ICADA Tierschutz-Zeichen durch Ehrlichkeit, Offenheit, Transparenz und Zuverlässigkeit den Aufsichtsbehörden und Gerichten bei dem teilweise Verbraucher-irreführenden Umgang mit sogenannter „Tierversuchs-Freiheit“ als Maßstab dienen können und den Missstand der irreführenden Werbeaussagen beenden.

Diese Tierschutz Norm umfasst

  1. Formulierung der Anforderungen an Produkte und Rohstoffe, die geeignet sind, das ICADA Tierschutz-Qualitäts-Label zu tragen
  2. Liste von Herstellern, Großhändlern, Handelsketten und Einzelhändlern mit Produkten oder Rohstoffen nach dieser Norm
  3. Beschreibung der Konformitäts-Dokumentation
  4. Rohstoff-Positivliste mit Lieferanten-Nachweis
  5. Länder-Negativliste (Exportverbot in gelistete Länder)
  6. Vorgeschriebenes Format der eidesstattlichen Erklärung
  7. Zeichennutzungs-Lizenzvertrag

Die Norm ist keine Augenwischerei (Animal-Washing), sondern

  1. es werden erstmalig ehrlich die tatsächlichen Fakten über Tierversuchs-Verpflichtungen offengelegt
  2. naive Verbraucher werden nicht mit dem Begriff „Tierversuchsfreiheit“ irregeführt
  3. die Norm soll eine zukünftig bessere Aufmerksamkeit bei der Industrie und den Verbrauchern für Tierschutz erzeugen, denn gegen die REACH-Tierversuch-Pflichten und weitere Gesetze kann man sich wegen des damit beabsichtigten Verbraucherschutzes nicht so einfach auflehnen, aber man kann mit gutem Willen viel für das Tierschutz erreichen
  4. die Norm geht als erste Norm ehrlich und transparent mit den Optionen zur Tierversuchs-Verhinderungen um.

Einführung

Die Tierschutz-Norm von ICADA regelt Bedingungen für Produkte, Gemische und Stoffe aus 2 verschiedenen Gesetzesbereichen

  1. Kosmetikverordnung (EG) 1223-2009: kosmetische Produkte
  2. REACH (EG) 1907/2006 zuzüglich der nicht in REACH enthaltenen Polymere: Bezug wird hier aber nur auf Rohstoffe mit exklusiver Verwendung in kosmetischen Produkten genommen

 

A) Kosmetische Produkte unter KVO 1223-2009

Firmen, die ihre kosmetischen Produkte dieser Norm für Tierschutz unterwerfen, garantieren durch eidesstattliche Erklärung, dass diese Firmen

  1. keine Versuche an Tieren exklusiv für die Entwicklung, Wirksamkeits-nachweise, den Nachweis der toxikologischen Unbedenklichkeit, die Produktion oder andere Ziele kosmetischer Produkte oder für Rohstoffen, die exklusiv in kosmetischen Produkten eingesetzt werden, durchgeführt und/oder in Auftrag gegeben haben
  2. nicht in Kontakt zu Firmen oder Labors stehen oder mit Unternehmen zusammenarbeiten, die Tierversuche durchführen und auf Anfrage sich dieses schriftlich bestätigen lassen
  3. die gemeldeten Produkte in kein Land der Länder-Negativliste (5) ausführen, in denen Tierversuche für kosmetische Mittel vorgeschrieben sind
  4. die Konformität mit dieser Norm durch das entsprechende Qualitäts-Siegel von ICADA auf der Verpackung dokumentieren.

Der Lizenzvertrag mit ICADA und die eidesstattliche Erklärung sind Bestandteil der Norm und Voraussetzung für die Norm-Konformität entsprechend ausgelobter Produkte.

 

  1. B) Rohstoffe geregelt unter REACH inklusive der in REACH ausgenommenen Polymere

Nach der ICADA Tierschutz-Norm ist es nicht erlaubt,

  1. Rohstoffe oder in REACH ausgenommene Polymere einzusetzen, die unter den Bestimmungen von REACH (EG) 1907/2006 mit dem Ziel exklusiver Verwendung in kosmetischen Produkten in Tierversuchen geprüft wurden. Nicht betroffen sind daher Rohstoffe, die gerade nicht exklusiv für kosmetische Produkte sondern zur Einhaltung anderer Verordnungen wie beispielsweise (nicht abschließend) Biozidprodukte (EU) Nr. 528/2012, Medizinprodukte (EU) 2017/745, Textilfasern VERORDNUNG (EU) Nr. 1007/2011, Lebensmittel: (EG) Nr. 178/2002, Directive 2009/48/EC on the Safety of Toys; Medical Device Regulation, ArbSchG/Deutschland, Detergenzien-Verordnung (EG) 648/2004 oder andere Gesetzesauflagen durchgeführt wurden.
  2. Darüber hinaus ist der Einsatz von Stoffen verboten, unter deren Gewinnung exklusiv für den Einsatz in kosmetischen Produkten Tiere getötet wurden oder leiden mussten. Darunter fallen von Tieren gewonnene Rohstoffe wie Lanolin, Nerzöl, Nerzwimpern, Schneckenschleim, Naturhaarpinsel und weitere.
  3. Auch sind tierische Stoffe von bedrohten Arten strikt verboten.
  4. Rohstoffe von lebenden Tieren sollen Bio-Standards erfüllen (EG-Bio-Verordnung), wenn die Rohstoffe in ausreichender Menge, akzeptierbarer Qualität und zu vergleichbaren Preisen mit konventionellen Quellen erhältlich sind.
  5. Rohstoffe sind strikt verboten, wenn für deren Anbau und Gewinnung vorsätzlich natürlicher Lebensraum von Tieren vernichtet wurde. (beispielsweise, aber nicht abschließend: Palmöl, wenn kein RSPO-Zertifikat vorliegt)
  6. Rohstoffanbieter können geeignete Rohstoffe auf der ICADA-Rohstoff-Positivliste (4) listen lassen, wenn die Konformität mit der ICADA-Tierschutz-Norm gegeben ist. Eine entsprechende Werbung ist erlaubt. Ein vorher unterschriebener Lizenzvertrag ist Bestandteil der Norm-Konformität des Rohstoffs.

 

C) Zertifizierung, Sicherung der Norm-Einhaltung

Der Lizenznehmer verpflichtet sich, ein Kontrollsystem einzurichten, das die hier genormte Tierschutz nachweist, und eine Kurz-Dokumentation über die Einrichtung eines solchen Systems auf Anfrage zu Verfügung stellen können.

Zur Sicherung der Norm-Vorschriften-Einhaltung und Verhinderung missbräuchlicher Werbeaussagen ist die Nutzung der Norm und des Qualitäts-Labels, aber auch Werbeaussagen über Konformität mit dieser Norm nur für geeignete Produkte erlaubt, deren Anbieter den ICADA-Lizenzvertrag unterschrieben haben und entsprechende Produkte durch das Qualitäts-Label kenntlich machen.

 

D) Auslobung von Tierschutz nach ICADA-Norm, Zeichen-Nutzungserlaubnis, Produktmeldungen, Positivlisten, Negativ-Listen

Der Lizenznehmer, unabhängig ob Kosmetikhersteller oder Rohstoffanbieter, meldet seine Produkte und deren Inhaltsstoffe nach INCI deklariert (keine Rezepturen!) in der von ICADA zu Verfügung gestellten Produktmeldedatei (PMD).

Der Lizenznehmer gibt begleitend dazu eine eidesstattliche Erklärung über die Einhaltung der Norm in dem von ICADA zu Verfügung gestellten Erklärungs-Formular ab.

Bei Zweifelsfällen und nach einem Zufallsprinzip ist der Lizenzgeber ICADA berechtigt, durch Dritte Kontrollen durchführen zu lassen.

Auf Antrag kann ein Lizenznehmer seine als geeignet dokumentierten Rohstoffe in der Positivliste (4) aufnehmen lassen.

ICADA führt die Negativliste (5) der zum Export verbotenen Länder. Auf Beschluss der ICADA-Mitglieder wird diese Liste um weitere Länder erweitert.

ICADA publiziert die Liste (2) von Herstellern, Großhändlern, Handelsketten und Einzelhändlern mit Produkten und Rohstoffen nach dieser Norm. Eintrag in die Liste erfolgt auf schriftlichen Antrag des befugten ICADA-Mitglieds.

Diese Norm ist eine offene Norm, die nach Vorschlag und Mitgliederbeschluss ergänzt oder modifiziert wird. Sie soll dem Tierschutz dienen und zukünftig irreführende Behauptungen von Tierversuchs-Freiheit verhindern helfen.

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